Dorfmuseum in Starzach-Börstingen erhält Auszeichnung

Von Monika Laufenberg

Zwei Dutzend Museen hatten sich um den Preis beworben, der alle 2 Jahre vom „Arbeitskreis Heimatpflege im Regierungsbezirk Tübingen e.V.“ vergeben wird. Drei Museen haben den mit insgesamt 6.000 € dotierten Preis im Jahr 2006 schließlich erhalten: Das Römermuseum Mengen-Ennetach, das Hagnauer Heimatmuseum und das Dorfmuseum „Kulturtankstelle“ in Starzach-Börstingen.

Der Vorsitzende des Arbeitskreises, Karlheinz Geppert, begrüßte die Preisträger im Gwand­haus in Hagnau am Bodensee mit einem Zitat aus den Statuten des Arbeitskreises: Heimatmuseen seien nicht länger Stätten des Sammelns, sondern sollen eine „lebendige Auseinandersetzung“ mit Vergangenheit und Gegenwart ermöglichen, und dies sei den Preisträgern ausgezeichnet gelungen.

In seinem Grußwort betonte der gastgebende Bürgermeister von Hagnau am Bodensee, Simon Blümke, dass, wenn Ehrenamt und Gemeinde an einem Strang ziehen, „Vorbildliches“ herauskomme. So sind alle drei Museen durch ein sehr hohes ehrenamtliches Engagement gekennzeichnet. Gemeinsam ist ihnen auch, dass sie „bürgernah, fantasievoll, mitteilsam und anregend“ sind, wie Prof. Dr. Korff vom Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft der Universität Tübingen in seiner Vorstellung der Preisträger hervorhob. Heimat sei in allen drei Museen ein Ort der Standortbestimmung, einer lokalen und regionalen Selbstvergewisserung. So sei es im Dorfmuseum „Kulturtankstelle“ in Starzach-Börstingen anhand des Beispiels vom Sauerwasser gelungen, „das Ineinander von Erd- und Lebensgeschichte; von Natur- und Kulturgeschichte“ erlebbar zu machen, und die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen auf die kleine Lebenswelt zu zeigen. Prof. Korff lobte das Konzept der Ausstellung in Börstingen, welches durch die „begeisterungsfähigen“ Studentinnen der Empirischen Kulturwissenschaft entstanden ist. Es besteche durch ein modernes, minimalistisches und sensibles Konzept, welches mit einem „Höchstmaß an anregenden Informationen beispielhaft Mühen und Lasten des dörflichen Lebens“ zeige. Ihre Bedeutung gewännen die Funde erst, wenn sie mit einer Idee dienstbar gemacht würden, zitierte Korff aus einem Buch von Siegfried Lenz und genau das sei im Dorfmuseum „Kulturtankstelle“ geschehen.

Der Vorstandsvorsitzende des Vereins „Heimat und Kultur in Börstingen e.V.“, Rolf Schorp, betonte die außerordentlich kooperative Zusammenarbeit zwischen den Ehrenamtlichen und der Gemeinde beim Aufbau des Börstinger Dorfmuseums und bedankte sich ausdrücklich beim Bürgermeister von Starzach, Herrn Noé und den Mitgliedern des Gemeinderates. „Sie haben Mut bewiesen für eine Idee, die auf papiernem DINA4-Format Risiko und Wagnis barg“. Ohne die ehrenamtlichen Helfer, die in 2500 Stunden Großes geleistet haben, und ohne den Vizevorstand des Vereins, Richard Lohmiller, sei das alles nicht zu schaffen gewesen, so Schorp weiter. Ein großer Dank ging auch an die Studentinnen des Ludwig-Uhland-Instituts in Tübingen, welche das minimalistische Konzept entwarfen und an den Leiter dieses Projekts, den empirischen Kulturwissenschaftler Eckart Frahm. Olga Springer vom Ludwig-Uhland-Institut erläuterte, ein Ziel sei es gewesen, „die ausgestellten Dinge zum Sprechen zu bringen“. Dies ist gelungen, denn man kann sich die Geschichten und Erinnerungen, die mit den ausgestellten Gegenständen verbunden sind, im Museum anhören. Frau Springer freute sich über die gute Zusammenarbeit zwischen Studentinnen und Ehrenamtlichen. Eine solche „Grenzüberschreitung“ ermögliche ein „fruchtbares und produktives Miteinander“.

von links nach rechts: RP Herrmann Strampfer, Rolf Schorp, Marike Frick, Rebekka Bürkle, Eckart Frahm, Olga Springer, BM Thomas Noé und ein Vertreter des Hagnauer HeimatmuseumsRegierungspräsident Herrmann Strampfer würdigte in seinem Schlusswort das Ehrenamt. Ohne das hohe ehrenamtliche Engagement der Baden-Württemberger (42% sind ehrenamtlich engagiert) würden sich die Gemeinden viele soziale und kulturelle Aktivitäten nicht mehr leisten können. Auch unterstrich er die notwendige Stärkung der Kultur als „weichen Standortfaktor“ im ländlichen Raum. Er verwies auf den Kulturwissenschaftler Eckart Frahm, der ihn darauf aufmerksam gemacht habe, dass der „ländliche Raum zwar einerseits Geborgenheit biete“, dass aber „Orte der Kommunikation fehlen“, denn viele Gastwirtschaften müssten dichtmachen. Unter dem Beifall des Publikums regte Strampfer an, die dörfliche Wirtshauskultur in die Riege der zukünftigen Preisträger aufzunehmen.