Das Dorfmuseum Kulturtankstelle und das „Lamm“ stellten
Nachrichten und Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg vor

Das im Spätsommer 1914, zu Beginn des Großen Krieges gemalte Deckengemälde der St. Ottilienkirche in Börstingen scheint geradezu eine Vorwegnahme der nächsten 4 Kriegsjahre gewesen zu sein: Die Männer ziehen in den Krieg, zunächst noch freudig, und zu Hause sind es die Frauen, die alle anfallenden Arbeiten nun alleine meistern müssen. Die Männer sterben für die Ehre im Feld und die Frauen bestellen die Ährenfelder.

 

Börstingen im Spätsommer 1914: Die Frau pflügt das Feld, die Soldaten ziehen grüßend in den Krieg

Die Fördervereinsvorsitzende Monika Laufenberg begrüßte am Samstag fast 70 Zuhörer im voll besetzten „Lamm“: „Ein Satz des Kaisers von Gottes Gnaden, eine Verordnung, die Erklärung des Kriegszustands, stürzte 1914 Millionen von Menschen in den Tod, machte Unbekannte zu Feinden, opferte einen nicht mehr als wichtig erachteten Frieden und machte aus Landschaften und Menschen Ruinen.“ Dieser Satz stimmte auf den Abend ein, den Monika Laufenberg mit Eckart und Inka Frahm, Gustl Speiser, Richard und Renate Lohmiller sowie Ralf und Steffi Striebel gemeinsam gestaltete.

Eine sensible Zusammenschau lokaler Einzelschicksale, Bekanntmachungen, Nachrichten, literarische Texte und Kriegsrezepte („Man nehme, so man hat …) ließen in eindrucksvoller wie erschütternder Weise die Zeit von 1914 bis 1918 an der Front, aber auch „zu Hause“ lebendig werden.

So lasen Renate und Richard Lohmiller Feldpostbriefe von Leo Lohmiller, der 1890 in Börstingen geboren, die gesamte Kriegszeit an der Front verbrachte. Seinen zensierten Briefen stellte Gustl Speiser einen unzensierten Feldpostbrief des Ofterdinger Glasers Hermann Mayer gegenüber, der sehr drastisch schilderte, was wirklich an der Front geschah.

Gereicht wurde ein klassisches „Kriegsgericht“, welches den Mangel, der schließlich auch im Dorf herrschte, sinnlich wahrnehmbar machte: Saure Grombierrädle, vom „Lamm“ ausgesprochen schmackhaft zubereitet.