Rund 60 Interessierte trafen sich letzten Sonntag am Bahnhof Rottenburg zu einer Zugfahrt ins „Schwäbische Sauerland“. Ausstiegsort war Eyach, wo der als „Bahnbediensteter“ gewandete Stadtführer Rolf Schorp die Gäste auf die Führung einstimmte.Für Besucher unglaublich ist, dass noch Mitte der 90er Jahre im idyllischen Neckartal bei Börstingen Kohlensäure industriell gefördert wurde. Darauf weisen heute nur noch einige wenige Reste, wie rostige Eisenrohre, im Gelände hin. Rolf Schorp gab einen Überblick über die Geschichte der Kohlensäurenutzung im Neckartal, die letztlich in Börstingen und Eyach ziemlich genau 100 Jahre lang währte. Teilweise waren bis zu 100 Menschen hier beschäftigt. Richard Lohmiller, der einst selbst „in der Kohlensäure schaffte“, wie es in Börstingen und Eyach heißt, erzählte über die Verwendung der Gerätschaften und den Alltag in der Kohlensäure. So ist das große Rad an der Dr.–Eberhard-Buse-Straße ein altes Kompressionsrad, mit dessen Hilfe das aus dem Boden austretende und in Meilern aufgefangene Kohlendioxid zu Trockeneis, z.B. für die Bierkühlung, komprimiert und mit der Bahn abtransportiert wurde. Kohlendioxidgas gelöst in Wasser ergibt Kohlensäure. Die natürliche Herkunft der Kohlensäure und des Mineralwassers erläuterte Dr. Monika Laufenberg. Kohlensäure und Mineralwasser sind ein späte Folge des vor 15 Millionen Jahren aktiv gewesenen Albvulkanismus, quasi ein „Nachröcheln“. Auch ging sie auf den unterschiedlichen Geschmack lokaler Mineralwässer ein, indem sie die Herkunft der Wässer aus unterschiedlichen Gesteinsschichten erklärte.Die vielen, nun zwar durch Wissen gesättigten, aber durchs Marschieren hungrig gewordenen Teilnehmer wurden im Dorfmuseum „Kulturtankstelle“ in Börstingen bewirtet, bevor es umweltfreundlich mit der Bahn zurück nach Rottenburg ging. Im Museum konnte man sich als „Mineralwasser–Sommelier“ betätigen Die Firma Löwensprudel in Obernau spendete zu diesem Zweck einige Kästen verschiedener Mineral- und Heilwässer zum Probieren. Auch gab es im Museum weitere Informationen über die Gewinnung der Kohlensäure. Monika Laufenberg