Eingeladen haben das Dorfmuseum Kulturtankstelle und das Gasthaus Lamm in der Kooperative „Die Kultur im Dorf lassen“.
Rund vierzig Interessierte kamen am Samstag, 18.1. 2014 in das Gasthaus Lamm nach Starzach-Börstingen, um Peter Wagners Ausführungen zum Thema Quellen und Brunnen im Neckartal zuzuhören.
Bevor Peter Wagner, als ehemaliger technischer Leiter der Stadtwerke Rottenburg, konkret auf das Neckartal einging, sensibilisierte er die Zuhörer für das Thema Trinkwasser. Er berichtete, dass nur 1% des weltweiten Wassers als solches zur Verfügung stehe. Wasser ist in seinen verschiedensten Zuständen (z. B. Nebel, Schnee, Regen) permanent in Bewegung. Um dies zu veranschaulichen, erläuterte er, dass zum Beispiel ein Regentropfen gute 6 Tage von New York bis zu uns nach Rottenburg unterwegs sei. Nach diesen allgemeinen Informationen näherte sich Peter Wagner seinem eigentlichen Thema des Abends.
Das Neckartal ist reich an Karstquellen. Karstquellen liefern Wässer aus klüftigen Kalkgestein. Eine starke Karstquelle ist beispielsweise die Bronnbachquelle bei Rottenburg, die die Kernstadt und einige Stadtteile mit Trinkwasser versorgt, sie schüttet im Durchschnitt mit etwa 600 l/ sec. Nach 1945 hatte auch Stuttgart Interesse an dieser Quelle. Jedoch war die Schüttung dann für die Großstadt zu gering – letztlich zum Glück für Rottenburg.
Peter Wagner betonte, dass in der Region Oberer Neckar grundsätzlich eine gute Wasserqualität zur Verfügung stehe. Dies sei unter anderem den auf dem Muschelkalk liegenden Lehmschichten zu verdanken, die einen gewissen Schutz gegen das Eindringen von Umweltgiften böten. Darüber hinaus erarbeitete die Universität Tübingen Quellschutzprogramme. Quellschutzgebiete befinden sich in ausreichenden Entfernungen zu Industrieanlagen. Gefahren für das Grundwasser sieht er in den Mülldeponien, aber auch in Autobahnen. Um etwaigen Verunreinigungen bei Unglücken entgegenzuwirken, wurden im Einzugsgebiet der Rottenburger Trinkwasserquelle, welche weit ins Obere Gäu reicht, schon beim Bau der A81 Sammelbehälter angelegt, die überschüssiges Regenwasser, das von den Fahrbahnen abfließt, sammeln. Diese Behälter können, sollte es zu einem Unfall z.B. mit Gefahrengut kommen, geschlossen werden, so, dass das Wasser nicht in Gefahr ist, kontaminiert zu werden.
Darüber hinaus finden ständige Kontrollen in den Wasserwerken statt. Große Wasserwerke verfügen über Filteranlagen, die das sog. Sedimentverfahren anwenden. Dabei werden Ton und Lehmanteile zu größeren Bestandteilen verklumpt, die sich dann am Boden absetzen. Das aufbereitete Wasser wird gegen evtl. Verschmutzungen mit Ozon behandelt und zur Sicherheit noch mit kleinsten Mengen von Chlor versetzt.
Die Starzacher Gemeinde Börstingen erhält ihr Trinkwasser vom Zweckverband Gäuwasserversorgung, Oberes Gäu mit Sitz in Bondorf. Dieser Verband wurde bereits 1905 gegründet. In den sechziger Jahren des 20. Jh. kam die Talmühle Horb-Mühlen dazu, wie die Bronnbachquelle ebenfalls eine Karstquelle. Heutzutage wird jedoch dem Börstinger Trinkwasser Bodenseewasser im Verhältnis 50:50 beigemischt. Die Bodenseewasser-versorgung, gegründet 1954, versorgt außerdem die wasserarmen Gegenden der Schwäbischen Alb und den Großraum Stuttgart.
Peter Wagner erinnerte daran, dass das Börstinger Trinkwasser bis vor wenigen Jahren noch vergleichsweise hohe Nitratwerte aufwies. Heute sind die Werte deutlich gesunken. Dies ist auch der Information der Wasserwerke zu verdanken, die in vielen Vorträgen, auch vor Landwirten, für dieses Problem sensibilisiert haben.
Das Publikum dankte Peter Wagner mit einem langen Applaus und Wein für seinen interessant-lebendigen und anekdotenreichen Vortrag.